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Senioren OnLine. Projekt "Neue Angebotsformen" |
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Daniel Hoffmann
Senioren-Internet-Cafés: Ziele und Angebotsspektrum
(Erstveröffentlichung: Forum Seniorenarbeit (Rubrik Medien),www.forum-seniorenarbeit.de)
Daniel Hoffmann, Kuratorium Deutsche AltershilfeIn|ter|net|ca|fé, das: Café, in dem den Gästen Computer mit Internetanschluss zur Verfügung stehen.
Quelle: Duden in zehn BändenIn den vergangenen Jahren entstanden in Deutschland eine Vielzahl von sogenannten „Internet-Cafés für Senioren“. Dahinter verbirgt sich eine Vielfalt von Angebotsformen, die sich auf unterschiedlichste Weise mit der Stärkung der Medienkompetenz älterer Menschen auseinander setzen.
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Politik, Verbände und Einrichtungen haben sich dem Thema Internet und ältere Menschen verstärkt zugewandt. Sie engagieren sich in diesem Bereich aus unterschiedlichen Beweggründen:
- Eines der abstrakt formulierten Ziele lautete, die Förderung der gesellschaftlichen Integration der älteren Generation in die Kommunikationsgesellschaft. Ältere Menschen sollten verstärkt bei der Nutzung neuer Medien unterstützt werden, um eine Teilhabe an den gesellschaftlichen Entwicklungen im Medienbereich zu sichern.
- Eine Stärkung der generationsübergreifenden Kommunikation durch den Einsatz neuer Medien stellte eine der weiteren Zielsetzungen dar. Hier ging es insbesondere darum, das Thema „Computer“, das zunehmend an Bedeutung gewann, in den Dialog einzubeziehen und hierüber neue Berührungspunkte zu schaffen.
- Neue Angebotsformen sollten aber auch Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Ehrenamtes und beim Aufbau von Kommunikationsnetzen liefern sowie den Älteren die Möglichkeit geben, in diesem Arbeitsfeld eine neue Alternative in der nachberuflichen Lebensphase zu finden.
- Und nicht zuletzt wurden neue Impulse für die Förderung der Bildungsarbeit für ältere Menschen erwartet.
In den Einrichtungen selbst wurden die Ziele für die praktische Umsetzung wie folgt formuliert. Durch die neuen Medien sollte die Angebotspalette der Aktivitäten in der gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit um eine innovative Komponente erweitert werden, um u.a. auch neue, bislang schwer zu erreichende Zielgruppen wie z.B. Männer anzusprechen.
So verschieden wie die Ziele und Motive für die Initiierung der Internet-Cafés sind auch die Organisationsformen und Angebote. Im weiteren möchten wir einen Überblick über die Angebotsformen und deren Ausprägung geben. Dadurch wird eine Analyse des eigenen Standortes möglich und vielleicht können wir auch noch die eine oder andere Idee vermitteln.
Einbindungen von Internet-Cafés für Senioren und Seniorinnen in die gemeinwesenorientierte Seniorenarbeit
Internet-Cafés sind sehr unterschiedlich angebunden, beispielsweise sind sie sind an Tages- und Begegnungsstätten der offenen Altenarbeit angegliedert, an Kirchengemeinden der verschiedenen Konfessionen und sogar an Pflegezentren. Aber auch Bürgerzentren, freie Bildungswerke, Volkshochschulen, Jugendzentren, Schulen und Büchereien stellen weitere Anbindungsformen dar.
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Zielgruppen der Internet-Cafés
Eine eindeutige Zielgruppe gibt es in den meisten Einrichtungen nicht. Der Begriff Seniorin oder Senior hat viele Facetten. Die Besucherstruktur ist daher meist abhängig von der Zielgruppe, die auch die sonstigen Aktivitäten der Einrichtungen in Anspruch nimmt.
In letzter Zeit ließ sich jedoch beobachten, dass gezielt Angebote und Projekte initiiert werden, die sich an bestimmte gesellschaftliche Gruppen richten. Ein Beispiel hierfür sind die an anderer Stelle beschriebenen Frauenkurse. Darüber hinaus gibt es Angebote für Migrantinnen und Migranten oder sehbeeinträchtigte Menschen.
Angebotsformen in Internet-Cafés
Bei einem offenen Cafébetrieb können die Besucher und Besucherinnen die Arbeitsplätze zur freien Verfügung innerhalb der Öffnungszeiten nutzen. Diese Betriebsform wird inzwischen von den meisten Träger angeboten. In einigen Fällen sind jedoch z.B. ergänzend Anmeldungen notwendig.
Neben dem klassischen Surfen bieten die meisten Einrichtungen auch ein eigenes Kurs- und Schulungsprogramm an. Die Hauptthemen sind Internetanwendungen wie „Surfen“ und der Versand von E-Mails. Stark im Kommen sind eigene Schulungen, die sich mit verschiedenen Themenbereichen befassen, wie z.B. Virenabwehr, Computerkauf oder Online-Banking. Kurse zur Erstellung einer eigenen Homepage werden immer noch kaum angeboten.
Das Interesse an der allgemeinen Computernutzung wächst bei den Besucherinnen und Besuchern sehr schnell. So decken viele Einrichtungen inzwischen auch Bereiche der Standardanwendungen wie Grundlagen zu Windows, Bildbearbeitung, Office-Anwendungen (Word, Excel) ab.
Organisation der Anleitung der Besucherinnen und Besucher im Internet-Café
Die Betreuung der Besucherinnen und Besucher wird in der Regel durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewährleistet. In einigen Fällen werden auch Kooperationen mit anliegenden Schulen oder Jugendzentren angestrebt und realisiert. Um den Austausch zu fördern und die sozialen Kontakte auszubauen, bieten einige Träger zu bestimmten Zeiten auch Internetstammtische oder Expertenfragestunden an.
Öffnungszeiten der Internet-Cafés
Durchschnittlich werden die Internet-Cafés für Senioren, wie eine Befragung im Jahre 2001 ergab, 16 Stunden pro Woche zur Verfügung gestellt. Erfragt wurde die Zeit, in der das Angebot ausschließlich Senioren und Seniorinnen vorbehalten ist.
Die Öffnungszeiten waren in der Regel auf drei Werktage pro Woche verteilt, während der üblichen Bürozeiten zwischen 9.00 und 18.00 Uhr.
Neben den Standardrechnern werden die Angebote in letzter Zeit um weitere Ausstattungsmerkmale erweitert. Dies sind z.B.: DVD-Laufwerke, Web-Cams, Headsets, CD-Brenner und Farbdrucker.
Einsatz von Begleitmaterialien
Standardmäßig können die Besucher auch Inhalte „mit nach Hause nehmen“. Fast überall findet man Drucker vor. Die Preise variieren zwischen 0,5 und 0,25 Euro pro Blatt. Das Schreiben eigener CDs kostet zwischen 0,5 und 2,5 Euro. Manchmal reicht es auch aus, einen eigenen Rohling mitzubringen. Der Wunsch der Besucherinnen und Besucher, etwas aus Seminar und Schulungen mitzunehmen, ist sehr hoch. Die Möglichkeiten hierzu sind Vielfältig:
- Selbst erstellte Materialien
- Kopien
- Zeitschriften
- Bücher
Technische Betreuung in Senioren-Internet-Cafés
Die technische Wartung und Betreuung der Anlagen stellt für viele Einrichtungen ein ernstzunehmendes Problem dar. Nicht selten werden Netzwerke durch Viren oder Hardware-Fehler außer Betrieb gesetzt. In den meisten Einrichtungen stehen hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die technische Betreuung zur Verfügung. Häufig lastet dieses Problem jedoch auch auf den Schultern der Ehrenamtlichen in den Cafés.
Einige Einrichtungen greifen bei der technischen Betreuung der Netzwerke und Rechner zusätzlich auf externe Honorarkräfte oder Wartungsverträge mit den Hardwareanbietern zurück. Viele können sich dies jedoch nicht leisten. Besondere Lösungen sind hier die Kooperation mit den EDV-Abteilungen von Verbänden oder Städten und Gemeinden.
Finanzierungsmöglichkeiten für Angebote
Alle Einrichtungen stehen vor ähnlichen Problemen. Wie kann zumindest ein Teil des Aufwandes für das Inter-Café finanziert werden. Im wesentlichen haben sich hier die unten dargestellten Modelle herauskristallisiert, die größtenteils kombiniert angeboten werden.
Einnahmen durch Schulungen
Die Einrichtungen organisieren kostenpflichtige Schulungen, durch deren Einnahmen der Betrieb des Internet-Cafés mitfinanziert wird.
Zeitabhängige Nutzungsgebühren
Für die Nutzung der PCs werden zeitabhängige Tarife berechnet, in der Regel im Halb- oder Stundentakt. In der oben erwähnten Umfrage im Jahre 2001 lagen die Preise zwischen 0,30 und 5,5 €, der Mittelwert bei ca. 2,20 € pro Stunde. Teilweise wurde dies durch Abonnement-Karten und Systeme ergänzt. Zum Beispiel kann man eine „Besucher-Karte“ für 10 Stunden Nutzung erhalten.
Mitgliedschaften / Clubs
Eine weitere Alternative sind clubähnliche Mitgliedschaften. Für eine monatliche oder jährliche Grundgebühr kann man die vorhandenen Rechner frei nutzen.
Spenden
Die Nutzung der PCs in diesem System ist kostenlos. Die Besucherinnen und Besucher werden aufgefordert, für die Aufrechterhaltung des Angebotes eine freiwillige Spende zu leisten.
Sonstige Einnahmen
Einige Einrichtungen nehmen den Begriff „Internet-Café“ beim Wort und erzielen durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen kleine Erlöse.
Um die oben dargestellte, bunte Pallette von Einrichtungen und Aktivitäten aufrechtzuerhalten, hat sich Senioren OnLine in seiner zweiten Projektphase zum Ziel gesetzt, Praxishilfen und Konzepte in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter zu entwickeln und einer breiten Fachöffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Kontakt
Daniel Hoffmann, Forum Seniorenarbeit
Kuratorium Deutsche Altershilfe
www.sol-dw.de | Bearbeitung durch Michael Mruczek |