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Senioren OnLine. Projekt "Neue Angebotsformen"

Kontakt:   christiancarls@sol-dw.d

Daniel Hoffmann

Senioren-Internet-Cafés: Ziele und Angebotsspektrum

(Erstveröffentlichung: Forum Seniorenarbeit (Rubrik Medien),www.forum-seniorenarbeit.de)
Daniel Hoffmann, Kuratorium Deutsche Altershilfe

In|ter|net|ca|fé, das: Café, in dem den Gästen Computer mit Internetanschluss zur Verfügung stehen.
Quelle: Duden in zehn Bänden

In den vergangenen Jahren entstanden in Deutschland eine Vielzahl von sogenannten „Internet-Cafés für Senioren“. Dahinter verbirgt sich eine Vielfalt von Angebotsformen, die sich auf unterschiedlichste Weise mit der Stärkung der Medienkompetenz älterer Menschen auseinander setzen.

© Christina Gherman: viele unterschiedliche Menschen kommunizieren über das Internet

Politik, Verbände und Einrichtungen haben sich dem Thema Internet und ältere Menschen verstärkt zugewandt. Sie engagieren sich in diesem Bereich aus unterschiedlichen Beweggründen:

In den Einrichtungen selbst wurden die Ziele für die praktische Umsetzung wie folgt formuliert. Durch die neuen Medien sollte die Angebotspalette der Aktivitäten in der gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit um eine innovative Komponente erweitert werden, um u.a. auch neue, bislang schwer zu erreichende Zielgruppen wie z.B. Männer anzusprechen.

So verschieden wie die Ziele und Motive für die Initiierung der Internet-Cafés sind auch die Organisationsformen und Angebote. Im weiteren möchten wir einen Überblick über die Angebotsformen und deren Ausprägung geben. Dadurch wird eine Analyse des eigenen Standortes möglich und vielleicht können wir auch noch die eine oder andere Idee vermitteln.

Einbindungen von Internet-Cafés für Senioren und Seniorinnen in die gemeinwesenorientierte Seniorenarbeit

Internet-Cafés sind sehr unterschiedlich angebunden, beispielsweise sind sie sind an Tages- und Begegnungsstätten der offenen Altenarbeit angegliedert, an Kirchengemeinden der verschiedenen Konfessionen und sogar an Pflegezentren. Aber auch Bürgerzentren, freie Bildungswerke, Volkshochschulen, Jugendzentren, Schulen und Büchereien stellen weitere Anbindungsformen dar.

© Christian Carls: Jung und alt nutzen das Internet

Zielgruppen der Internet-Cafés

Eine eindeutige Zielgruppe gibt es in den meisten Einrichtungen nicht. Der Begriff Seniorin oder Senior hat viele Facetten. Die Besucherstruktur ist daher meist abhängig von der Zielgruppe, die auch die sonstigen Aktivitäten der Einrichtungen in Anspruch nimmt.

In letzter Zeit ließ sich jedoch beobachten, dass gezielt Angebote und Projekte initiiert werden, die sich an bestimmte gesellschaftliche Gruppen richten. Ein Beispiel hierfür sind die an anderer Stelle beschriebenen Frauenkurse. Darüber hinaus gibt es Angebote für Migrantinnen und Migranten oder sehbeeinträchtigte Menschen.

Angebotsformen in Internet-Cafés

Bei einem offenen Cafébetrieb können die Besucher und Besucherinnen die Arbeitsplätze zur freien Verfügung innerhalb der Öffnungszeiten nutzen. Diese Betriebsform wird inzwischen von den meisten Träger angeboten. In einigen Fällen sind jedoch z.B. ergänzend Anmeldungen notwendig.

Neben dem klassischen Surfen bieten die meisten Einrichtungen auch ein eigenes Kurs- und Schulungsprogramm an. Die Hauptthemen sind Internetanwendungen wie „Surfen“ und der Versand von E-Mails. Stark im Kommen sind eigene Schulungen, die sich mit verschiedenen Themenbereichen befassen, wie z.B. Virenabwehr, Computerkauf oder Online-Banking. Kurse zur Erstellung einer eigenen Homepage werden immer noch kaum angeboten.

Das Interesse an der allgemeinen Computernutzung wächst bei den Besucherinnen und Besuchern sehr schnell. So decken viele Einrichtungen inzwischen auch Bereiche der Standardanwendungen wie Grundlagen zu Windows, Bildbearbeitung, Office-Anwendungen (Word, Excel) ab.

Organisation der Anleitung der Besucherinnen und Besucher im Internet-Café

Die Betreuung der Besucherinnen und Besucher wird in der Regel durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewährleistet. In einigen Fällen werden auch Kooperationen mit anliegenden Schulen oder Jugendzentren angestrebt und realisiert. Um den Austausch zu fördern und die sozialen Kontakte auszubauen, bieten einige Träger zu bestimmten Zeiten auch Internetstammtische oder Expertenfragestunden an.

Öffnungszeiten der Internet-Cafés

Durchschnittlich werden die Internet-Cafés für Senioren, wie eine Befragung im Jahre 2001 ergab, 16 Stunden pro Woche zur Verfügung gestellt. Erfragt wurde die Zeit, in der das Angebot ausschließlich Senioren und Seniorinnen vorbehalten ist.

Die Öffnungszeiten waren in der Regel auf drei Werktage pro Woche verteilt, während der üblichen Bürozeiten zwischen 9.00 und 18.00 Uhr.

Neben den Standardrechnern werden die Angebote in letzter Zeit um weitere Ausstattungsmerkmale erweitert. Dies sind z.B.: DVD-Laufwerke, Web-Cams, Headsets, CD-Brenner und Farbdrucker.

Einsatz von Begleitmaterialien

Standardmäßig können die Besucher auch Inhalte „mit nach Hause nehmen“. Fast überall findet man Drucker vor. Die Preise variieren zwischen 0,5 und 0,25 Euro pro Blatt. Das Schreiben eigener CDs kostet zwischen 0,5 und 2,5 Euro. Manchmal reicht es auch aus, einen eigenen Rohling mitzubringen. Der Wunsch der Besucherinnen und Besucher, etwas aus Seminar und Schulungen mitzunehmen, ist sehr hoch. Die Möglichkeiten hierzu sind Vielfältig:

Technische Betreuung in Senioren-Internet-Cafés

Die technische Wartung und Betreuung der Anlagen stellt für viele Einrichtungen ein ernstzunehmendes Problem dar. Nicht selten werden Netzwerke durch Viren oder Hardware-Fehler außer Betrieb gesetzt. In den meisten Einrichtungen stehen hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die technische Betreuung zur Verfügung. Häufig lastet dieses Problem jedoch auch auf den Schultern der Ehrenamtlichen in den Cafés.

Einige Einrichtungen greifen bei der technischen Betreuung der Netzwerke und Rechner zusätzlich auf externe Honorarkräfte oder Wartungsverträge mit den Hardwareanbietern zurück. Viele können sich dies jedoch nicht leisten. Besondere Lösungen sind hier die Kooperation mit den EDV-Abteilungen von Verbänden oder Städten und Gemeinden.

Finanzierungsmöglichkeiten für Angebote

Alle Einrichtungen stehen vor ähnlichen Problemen. Wie kann zumindest ein Teil des Aufwandes für das Inter-Café finanziert werden. Im wesentlichen haben sich hier die unten dargestellten Modelle herauskristallisiert, die größtenteils kombiniert angeboten werden.

Einnahmen durch Schulungen

Die Einrichtungen organisieren kostenpflichtige Schulungen, durch deren Einnahmen der Betrieb des Internet-Cafés mitfinanziert wird.

Zeitabhängige Nutzungsgebühren

Für die Nutzung der PCs werden zeitabhängige Tarife berechnet, in der Regel im Halb- oder Stundentakt. In der oben erwähnten Umfrage im Jahre 2001 lagen die Preise zwischen 0,30 und 5,5 €, der Mittelwert bei ca. 2,20 € pro Stunde. Teilweise wurde dies durch Abonnement-Karten und Systeme ergänzt. Zum Beispiel kann man eine „Besucher-Karte“ für 10 Stunden Nutzung erhalten.

Mitgliedschaften / Clubs

Eine weitere Alternative sind clubähnliche Mitgliedschaften. Für eine monatliche oder jährliche Grundgebühr kann man die vorhandenen Rechner frei nutzen.

Spenden

Die Nutzung der PCs in diesem System ist kostenlos. Die Besucherinnen und Besucher werden aufgefordert, für die Aufrechterhaltung des Angebotes eine freiwillige Spende zu leisten.

Sonstige Einnahmen

Einige Einrichtungen nehmen den Begriff „Internet-Café“ beim Wort und erzielen durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen kleine Erlöse.

Um die oben dargestellte, bunte Pallette von Einrichtungen und Aktivitäten aufrechtzuerhalten, hat sich Senioren OnLine in seiner zweiten Projektphase zum Ziel gesetzt, Praxishilfen und Konzepte in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter zu entwickeln und einer breiten Fachöffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

 

Kontakt

Daniel Hoffmann, Forum Seniorenarbeit

Kuratorium Deutsche Altershilfe

daniel.hoffmann@kda.de


 

Bearbeitung durch Michael Mruczek