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Senioren OnLine. Projekt "Neue Angebotsformen"

Kontakt:   christiancarls@sol-dw.de

 

Christian Carls 

Vernetzung und neue Angebotsformen
in der Senioren-Internetarbeit NRW

Projekt des Diakonischen Werks Rheinland im Rahmen des Projektverbunds "Senioren OnLine"
2003 bis 2005

Gekürzte und leicht überarbeitete Fassung des Projektberichts aus dem SOL-Tagungsband
"6 Jahre Senioren Online - Rückschau und Perspektiven"

  

Inhalt

 

 

 

Einführung

Senioren-Internetcafés sind mit Internet-Arbeitsplätzen ausgestattete Treffpunkte. Sie sind Orte für Technik-Schulung, Technik-Nutzung und selbstorganisiertes Lernen, für Kommunikation und Austausch vor Ort und über das Internet sowie für gemeinschaftliches Engagement unter Nutzung der neuen Techniken. Basisangebote sind die freie Nutzung der Computer zum Schreiben von Texten, für elektronische Post oder Recherchen im Internet. Hinzu kommen kleine Kursangebote, feste Gruppen und Angebote mit besonderer Zielgruppe (z.B. für arbeitsuchende ältere Menschen). Erfahrungen zeigen, dass der Generationenbezug eine erfolgreiche Grundlage für ein niedrigschwelliges Angebot zur Internetnutzung darstellt. Die Möglichkeit, den Umgang mit der Technik mit ähnlichaltrigen zu erlernen, bietet eine bewährte Basis für weiterführende intergenerationelle Begegnungen.  

In NRW besteht eine Infrastruktur an öffentlichen Internetzugängen für ältere Menschen, die in dieser Form für Deutschland nach wie vor einmalig ist. Damit verbunden ist ein neuartiges Potential an freiwilligem Engagement älterer Menschen. Der Betrieb der Internet-Cafés wird fast überall von ehrenamtlichen PC-Trainerinnen und PC-Trainern (mit-)getragen, die meist selbst schon im Seniorenalter sind. Dabei ist der Übergang zwischen „Besucher(in)“ und „Trainer(in)/Berater(in)“ in vielen Internet-Cafés gleitend – eine Besonderheit in der „Kultur“ dieses neuen Bereichs ehrenamtlichen Engagements im Vergleich zu klassischen PC-Bildungsangeboten.

 

Projektziele

Zur Unterstützung der Aktiven in der Senioren-Internetarbeit in NRW hatte das Projekt die Aufgabe

  

 

Weiterqualifizierung und Vernetzung
 

Regionale Workshops

Eine Säule für die angestrebte Vernetzung ist die Förderung regionaler Begegnung – die sich leichter realisieren lässt als landesweite Treffen. Zudem lassen sich viele Ressourcen und Leistungen leichter regional austauschen (z.B. Einsatz von Dozenten/Dozentinnen).

Zur Durchführung von regionalen Workshops wurde NRW in insgesamt 9 Regionen unterteilt:

1.      Niederrhein

2.      Sauerlan

3.      Köln/Bonn

4.      Nord/Ahlen

5.      Ruhrgebiet

6.      Bergisches Land

7.      Region Düsseldorf

8.      Ostwestfalen/Bielefeld/Gütersloh

9.      Region Aachen/Jülich

 

Bei der Unterteilung wurde versucht, eine flächendeckende Struktur unter Berücksichtigung „eigenständiger“ Strukturen und Netzwerke in der Senioren-Internetarbeit zu entwickeln. Mit bestehenden Netzwerken (in der Liste kursiv gesetzt) wurde dabei eine möglichst enge Zusammenarbeit gesucht. So wurden die Workshops in Jülich (Projekt „Senioren ins Netz“), in Ahlen (LernNet/Occa-Club) und Düsseldorf (Düsseldorfer Netzwerke) mit Schulungen bzw. der Begleitung von Arbeitsgruppen unterstützt oder gemeinsam organisiert.   

Kernelemente der meisten Workshops waren:

In viele Workshops wurden zusätzlich Schulungsangebote integriert, z.B. zu folgenden Themen:

neue Angebotsformen (z.B. für ältere Arbeitsuchende, für behinderte ältere Menschen)

didaktische Konzepte

Teamentwicklung

Entwicklung eigener Kursmaterialien

Gestaltung selbstorganisierten Lernens

Werkzeuge virtueller Zusammenarbeit.

 


 

 

Überregionale Workshops

Die regionalen Veranstaltungen wurden ergänzt durch landesweite Workshops zu unterschiedlichen Themen (Zukunftswerkstatt zur Entwicklung der Senioren-Internetarbeit, Angebote für neue Zielgruppen, Netzwerkbildung usw.).

 

Die Aufgabe einer kontinuierlichen Weiterqualifizierung aktiver Ehrenamtlicher aus der Internetarbeit konnte mit diesen Veranstaltungen gut erfüllt werden. Viele neue Konzepte wurden mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gemeinsam erarbeitet. Daneben entstand durch die zeitlich recht nahe Folge von regionalen und überregionalen Begegnungsmöglichkeiten ein lebendiges Netzwerk zur Senioren-Internetarbeit, in dem sich Beteiligte aus allen Landesteilen bei den verschiedenen Anlässen immer wieder treffen und Gelegenheiten zur Zusammenarbeit finden. Weiter erleichtert wurde ein kontinuierlicher Austausch durch internetgestützte Workshops (die „Virtuelle Ideenschmiede“). Damit konnte für den Aufbau nachhaltiger Netzwerkstrukturen eine inzwischen gute Basis erreicht werden.

 

 

 

Beratung einzelner Einrichtungen und Akteure

 

Neben den organisierten Workshops und regionalen Treffen gab es regelmäßig Beratungskontakte mit einzelnen Einrichtungen und interessierten Aktiven. Typische Themen sind die Suche nach Konzepten für neue Angebote zur Sicherung der Nachfrage, des ehrenamtlichen Engagements und der Finanzierung.

 

 

Die Virtuelle Ideenschmiede

Die dritte Säule zur Weiterqualifizierung und Vernetzung ist die „Virtuelle Ideenschmiede“, über die Themen aus realen Workshops weiter bearbeitet und vertieft wurden.  Dabei wurden Formen und Techniken der Zusammenarbeit über das Internet schrittweise erprobt und erweitert. Während im ersten Projektjahr der Schwerpunkt auf die Ermöglichung und Moderation selbstorganisierter virtueller Arbeitsgruppen lag, wurden später ergänzend auch traditionellere Formen des „E-Learnings“ angeboten.

Das Spektrum erstreckte sich über

eine virtuelle Diskussionsreihe (Diskussion verschiedener, nur lose zusammenhängender Themen in regelmäßiger zeitlicher Folge im Anschluss an die Zukunftswerkstatt 2003)

selbstorganisierte virtuelle Arbeitsgruppen, in denen von den Teilnehmenden gemeinsame Ergebnisse erstellt wurden (z.B. Entwicklung eines Angebots zum Thema Familienforschung)

virtuelle Werkstätten, in dem Teilnehmende jeweils eigene Produkte erstellen (Zeitungserstellung mit Word)

und Online-Kurse mit vorgegebenem inhaltlichem Curriculum (z.B. Unterstützung älterer Arbeitsuchender in Senioren-Internetcafés).


 

Workshops und Kurse in der „Virtuellen Ideenschmiede“

 

Thema

Zeitraum

Teilnehmende

„Zukunftswerkstatt 2003“: Virtuelle Fortsetzung einer Tagung vom 23. Juli 2003 (Diskussionsreihe zur Situation und Entwicklungsmöglichkeiten der Senioren-Internetarbeit)

Oktober/ November 2003

18

„Familienforschung“: exemplarische Erstellung eines Konzepts für thematische Angebote zum Internet

Februar /März 2004

19

„Der Club der Aktiven“: Virtueller Workshop zur Entwicklung gemeinschaftlichen freiwilligen Engagements.

März/April 2004

28

„Der aufrechte Mensch“:

Arbeitsplatzgestaltung und Pausenübungen für PC-Nutzerinnen und PC-Nutzer.

Juni/Juli 2004

26

„Zeitungserstellung mit Word“: Online-Kurs zur Zeitungserstellung für Vereine und Initiativen (in Kooperation mit den Forum Seniorenarbeit)

Juli/August 2004

20

„Unterstützung arbeitsuchender Älterer in Senioren-Internetcafés“:  Online-Einheit aus dem Teilprojekt zum Thema Stellensuche.

November
/Dezember 2004

43

„Stunden später...“ - Informationssuche im Internet. Materialien und Konzepte zur Vermittlung von Suchtechniken in Senioren-Internetcafés und Kursen.

Mai/Juni 2005

17

„Darüber spricht man nicht!?

Praxisformen karitativen/diakonischen Handelns in Kirchengemeinden.

Mai/Juni 2005

21

 

 

Folgende Techniken wurden dabei eingesetzt und erprobt: Mailinglisten, Online-Befragungen und Abstimmungen (z.B. für Terminabstimmungen, Bewertung von Materialien etc.), Textchats, Audiochats, Foren und Weblogs.

 

Die Erprobung der Wiki-Technik für die gemeinsame Erstellung von Materialien über das Internet ist in Vorbereitung.

 

Als Beispiel für den Ablauf eines virtuellen Workshops soll hier die Bearbeitung des Themas „Familien­for­schung in Senioren-Internetcafés“ näher dargestellt werden. Das Projekt entstand bei regionalen Workshops, in denen die Entwicklung themenbezogener (statt rein technisch orientierter) Angebotsformen eingefordert wurde. Dabei wurde immer wieder auch das Thema „Familienforschung“ benannt. Die Zeit reichte bei den realen Treffen aber nie, ein praxistaugliches Konzept dafür gemeinsam zu erstellen. So entstand die Idee, dies in virtueller Zusammenarbeit zu versuchen. Über die Website des Projekts und den Projektnewsletter wurden weitere Interessierte gesucht. Ingesamt nahmen dann 19 Personen an der Arbeitsgruppe teil. Als Projektdauer wurden 4 Wochen festgelegt. Das Thema und die geplanten Arbeitsschritte wurden in einem ersten Chat und im begleitenden Forum detailliert. Die Grundlagen und Materialien für die Entwicklung eines entsprechenden Angebots in Internetcafés wurden dann über E-Mail, Chats und Diskussion im Forum von der Gruppe gemeinsam erstellt (u.a. ein Überblick zu Aspekten der Familienforschung, Webtipps, Konzept und Programmentwurf für Veranstaltungen zum Thema, Erprobung des Konzepts in einem Senioren-Internetcafé).

 

Modellhafte Angebotsformen

Unterstützung älterer Arbeitsuchender in Senioren-Internetcafés

Arbeitslosigkeit betrifft inzwischen auch viele ältere Menschen. Im Mai 2004 waren in Nordrhein-Westfalen über 220.000 Menschen über 50 Jahre arbeitslos gemeldet. Damit gehörte fast jeder vierte Arbeitsuchende in Nordrhein-Westfalen dieser Altersgruppe an. Die Betroffenen in dieser Altersgruppe sind im Durchschnitt wesentlich länger arbeitslos als Jüngere. Mangelnde Vertrautheit im Umgang mit Computern ist für viele Ältere ein enormer Bewerbungsnachteil und erschwert die Arbeitssuche. Hinzu kommt: Immer mehr Stellen werden über das Internet angeboten. Und nicht zuletzt ließen sich mit dem Computer Bewerbungen viel leichter und zeitsparender schreiben.

In einem gesonderten Teilprojekt wurden Ehrenamtliche in Workshops und einem Online-Kurs weiter qualifiziert, um den besonderen Interessen arbeitsuchender älterer Menschen in Senioren-Internetcafés gerecht zu werden (Verfassen von Bewerbungsschreiben, Stellensuche über das Internet usw.). Im Anschluss an die Kurse wurden ausgewählte Materialien überarbeitet und ergänzt. Daraus entstanden ist ein umfassendes „Materialienpaket“ zum Thema, das seit Ende 2004 Online verfügbar ist (www.seniorenarbeit.de/arbeit).

Das Teilprojekt wurde im Rahmen des SOL- Projekts initiiert und begleitet. Ermöglicht wurde es durch zusätzliche Mittel für Honorarkräfte und Tagungskosten, die vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen für diesen Zweck zur Verfügung gestellt wurden.

 

 

MouseMobil: begleitete PC- und Internetnutzung zuhause

In Nordrhein-Westfalen ist mit Förderung des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen eine herausragende Infrastruktur an öffentlichen Internetzugängen für ältere Menschen entstanden. Aber nicht alle älteren Menschen haben eine Chance, dieses Angebot zu nutzen. Nach einer Mannheimer Studie aus dem Jahr 2000 gaben beispielsweise 36% der befragten Menschen ab 55 Jahren an, wichtige Einrichtungen aus „allgemeinen gesundheitlichen Gründen“ nicht erreichen zu können (Mollenkopf, Heidrun: „Wenn ich draußen bin, geht es mir gut.“ Befunde zur außerhäuslichen Mobilität älterer Menschen. Beitrag zur Tagung „Wohnumwelt im Alter“, Heidelberg, März 2004). Dabei könnten gerade ältere Menschen, die auf Grund von gesundheitlichen Beeinträchtigungen wenig aus der Wohnung kommen, von den Möglichkeiten des Internets profitieren. Die Betroffenen haben aber ohne Unterstützung oft keine Möglichkeit, das Internet in befriedigender Weise für sich zu nutzen oder auch nur kennen zu lernen. Die häusliche Nutzung eines PCs und Internetanschlusses ist immer noch kompliziert. Im Detail gibt es für PC- Anfängerinnen und Anfänger zahlreiche Hürden, die ohne Unterstützung frustrieren – aber mithilfe von etwas Erfahreneren PC-Nutzern oft leicht und ohne Frust zu überwinden sind.

Das Pilotprojekt „MouseMobil“ bietet älteren Menschen Unterstützung beim Zugang zum Internet auf Grund von gesundheitlichen Beeinträchtigungen wenig aus der Wohnung kommen. Erste Einsätze Ehrenamtlicher finden bereits in Düsseldorf statt.  Weitere Standorte in Entwicklung sind Essen, Leverkusen, Neuss, Siegburg und Krefeld. Die mit mobilen Computern ausgestatteten Ehrenamtlichen bieten:

 

Einfache PC-Einführungen zu Hause

Internet-Demonstrationen (Offline und Online)

Internet-Einstiegsschulungen

Unterstützung bei Onlinerecherchen und Kaufrecherchen

Schreibdienste.

 

Bei den Besuchen bringen die Ehrenamtlichen auch Zeit und Interesse für persönliche Gespräche mit. Die Werbung von Interessierten geschieht über Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.

Für alle Projektbeteiligten überraschend ist das hohe Interesse an dem Angebot. So waren zum Beispiel von 60 Kundinnen und Kunden des Hausnotrufs der Diakonie Düsseldorf, die nach einem im Projekt erstellten Leitfaden im Dezember 2004 von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angefragt wurden, fünfzehn an einem Besuch interessiert.

 

Neues Modell für Senioren-Internetarbeit in Altenheimen

In einigen Altenheimen in NRW gibt es Senioren-Internetcafés, die die anfänglichen Erwartungen nicht erfüllen. Rückmeldungen und Besuche vor Ort zeigen, dass die Absicht, Bewohnerinnen und Bewohner der Altenheime „ans Internet“ zu bringen, kaum realisiert werden konnte (die Internetcafés werden stattdessen zum Teil von externen Gästen oder Ehrenamtlichen genutzt). Ein Grund ist die rasche Verschiebung der Bewohnerstruktur in Altenheimen in den letzten Jahren, insbesondere die im Durchschnitt schlechtere Gesundheit beim Einzug ins Altenheim.

Aus der beschriebenen Beobachtung heraus wurde gemeinsam mit Ehrenamtlichen ein neues Modell für ein Internetcafé in Altenheimen entworfen. Dazu gehören die folgenden Merkmale:  

Die erforderlichen technischen Kenntnisse wurden mit wenigen Einstiegsschulungen und einem System regelmäßiger selbstorganisierter Treffen zum gemeinsamen Weiterlernen leicht vermittelt. Entstanden ist eine stabile, lebendige Gruppe Ehrenamtlicher, die das Projekt kreativ voranbringt. Das Angebot wird von Bewohnerinnen und Bewohnern und besonders auch von Angehörigen sehr gut angenommen. Die anfänglich zwei Öffnungstage wurden auf drei erweitert.  Mehr dazu unter www.icsteele.seniorenarbeit-online.de.

 

Praxisbausteine („SOL Bausteine“)

„SOL – Bausteine“  ist der Name einer besonderen Rubrik im Forum Seniorenarbeit. Ein Ziel: Praxis-Erfahrungen aus Internet-Cafes und Internet-Gruppen in Nordrhein-Westfalen zugänglich zu machen und so den Transfer von Erfahrungen zu erleichtern. Dokumentiert werden Erfahrungen aus Senioren-Internetcafés genauso wie Erfahrungen aus anderen Senioren-Internet-Gruppen und -Angeboten in Nordrhein-Westfalen. In Vorbereitung ist die Überführung dieser Rubrik in die Struktur einer „pdf-Zeitung“, die von Ehrenamtlichen erstellt wird.

 

Entwicklung und Erprobung von beispielhaften Kurskonzepten und Materialien
 

Entwicklung und Erprobung eines modellhaften Kurses mit Selbstlernmaterialien

Erfahrungen aus PC- und Internetkursen für Seniorinnen und Senioren zeigen, dass instruktive Vermittlung (Vortrag, mündliche Klick-für-Klick – Unterweisung) häufig nur situative, aber keine nachhaltigen Lernerfolge bringt. Der Stoff wird oft schnell wieder vergessen. Frustrationen und Selbstwertverlust sind eine mögliche Folge.

Tutoriell begleitetes Lernen mit vorbereiteten Materialien ist eine alternative oder ergänzende Vermittlungsform, die sich neben der Verarbeitung der gewählten Lerninhalte auch zur Förderung von Selbstlernkompetenzen eignet. Hierzu wurde beispielhaft ein Kurskonzept mit Begleitmaterialien zum Thema „Homepageerstellung“ entwickelt und auf mehreren Workshops erprobt. Die Materialien wurden auf CD und Online verfügbar gemacht (www.sol-dw.de/Materialien).

Im Hintergrund steht das Ziel, PC-Trainerinnen und PC-Trainer zur eigenen Gestaltung von Materialien zu ermutigen. Aus diesem Grunde wurden die Kursmaterialien am Ende ausschließlich mit den Programmen „Wordpad“ und „Irfan View“ (einem kostenlosen Programm mit einfachen Bildbearbeitungsfunktionen) erstellt. Anfänglich waren auch animierte Kursmaterialien entwickelt worden. Die Praxis zeigte aber, dass dies für die Vorbereitung „eigener“ Unterlagen durch PC-Trainerinnen und PC-Trainer für kleine Kurse zu aufwändig ist.

 

 

Entwicklung eines Trainingskonzepts für die Gestaltung einer „PC-Heimberatung“ als ehrenamtliche Dienstleistung

Dieses Konzept wurde in Kooperation mit dem Jülicher Projekt „Senioren ins Netz“ gemeinsam mit einer Gruppe Ehrenamtlicher diskutiert und erfolgreich erprobt. Das Konzept ist ebenfalls in der „Materialienecke“ unter www.sol-dw.de zu finden.

 

 

Weitere Themen

Neben den dargestellten Schwerpunkten wurden im Dialog mit Haupt- und Ehrenamtlichen weitere Themen, Arbeits- und Angebotsformen im Rahmen von Workshops und virtuellen Gruppen diskutiert. Die wichtigsten Bereiche, für die im laufenden Projekt leider keine Modellbildung leistbar war, sind:

 

Intergenerative Angebote

Zu diesem Thema wurde im Feld recherchiert und ein Grundlagenbeitrag zu intergenerativer Arbeit veröffentlicht (Broschüre GenMedia Ruhr, 2004; www.sol-dw.de). Zwei gute Praxisbeispiele konnten beim Wettbewerb „Vernetzung und neue Angebotsformen“ im Rahmen von „NRW Neues Lernen“ prämiert werden. Über Beratung und Verbreitung solcher bestehender Angebote hinaus war mit den Ressourcen des Projekts eine aktive Entwicklung neuartiger Modelle zu diesem wichtigen Aspekt leider nicht leistbar. 

 

Angebote für Aussiedler(innen) und Migranten/Migrantinnen

Recherchen im Projekt zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund von den meisten Senioren-Internetcafés wenig erreicht werden. In Diskussionen zu diesem Thema auf regionalen Workshops wurde die Einsicht entwickelt, dass zur Ansprache dieser Zielgruppen eine prinzipielle „Offenheit für alle“ nicht ausreicht, sondern neue Formen der Ansprache und Angebotsgestaltung erforderlich wären. Benötigt wird dazu eine weitere Modellbildung, die der gewachsenen Praxis der Senioren-Internetarbeit Rechnung trägt.  Dies könnte z.B. heißen: Nutzung der Infrastruktur, Aufbau von neuen Angeboten durch neue Initiatorinnen und Initiatoren aus dem Umfeld der Träger, auch als Entlastung für diejenigen, die sich bereits für die vorhandenen Angeboten in den Senioren-Internetcafés engagieren. Eine eigene Modellbildung dazu konnte im laufenden SOL-Projekt nicht geleistet werden. Bestehende Modelle (z.B. mit Landesmittel geförderte Projekte im „Bennohaus“ in Münster) werden in Workshops und in Veröffentlichungen bekannt gemacht.

 

Materialien und Veröffentlichungen

Zu den im Projekt bearbeiteten Themen wurden zahlreiche Materialien erstellt, die in einer ersten Phase zunächst in Workshops und internetgestützten Arbeitsgruppen eingebracht und mit interessierten Haupt- und Ehrenamtlichen diskutiert bzw. erprobt wurden. Veröffentlicht wurden Beiträge und Materialien über die projektbegleitenden Webseiten und über Kooperationspartner, insbesondere über das Forum Seniorenarbeit. Auf vielen anderen Websites im Internet wird auf die Produkte unseres Projekts hingewiesen.

 

Bilanz und Perspektiven

Die „klassischen“ Angebote in Senioren-Internetcafés – PC-Einführungskurse, Internet-Schnupperkurse, begleitete Internetnutzung -  waren lange sehr erfolgreich und haben sehr vielen älteren Menschen in NRW die Chance gegeben, Computer und Internet anschaulich kennenzulernen. Für viele Besucherinnen und Besucher war der „fremdheitsüberwindende“ Effekt ihres neuerworbenen Wissens schon ausreichend („nun weiss ich, worüber meine Kinder reden“), andere befassen sich weiter mit dem Thema – und erwerben dann oft einen privaten PC. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines raschen Wandels in den thematischen Interessen der Besucherinnen und Besucher. Die Techniken ändern sich, die Nachfrage wird differenzierter, Pioniere aus der Zeit des Aufbaus erster Internetangebote reduzieren ihr Engagement z.T. aus gesundheitlichen Gründen.

Gebremst wurde die Etablierung von Internet-Angeboten für ältere Menschen in manchen Orten durch eine vor einigen Jahren noch verbreitete kritische Haltung zum Internet, insbesondere die Sorge, dass die Nutzung des Internets zu einer zunehmenden Vereinzelung in der Gesellschaft führen werde. Die Erfahrungen zeigen inzwischen, dass Internetcafés oft Treffpunkte sind, die  geselliges Zusammensein und die gemeinschaftliche Nutzung des Computers in besonderer Weise ermöglichen. So fühlten sich ältere Männer von vielen Angeboten der Seniorenarbeit in der Vergangenheit nicht angesprochen. Der Aufbau von Senioren-Internetcafés ist hier ein Beispiel geworden, wie Männer für passende Aktivitäten in der Seniorenarbeit gewonnen werden können. Dabei ist unter den Besucherinnen und Besuchern der Internet-Cafés eine besondere Vielfalt anzutreffen. Die Erreichung von Männern und Frauen, die Erreichung eines weiten Altersspektrums und auch eines weiten Bildungsspektrums mit einem Angebot ist mit den Senioren-Internetcafés in vielen Orten besonders geglückt.

Das Entstehen einer lebendigen Kommunikation wird durch die besonderen Potentiale der Kommunikation über das Internet unterstützt, von der gerade auch isoliertere Menschen besonders profitieren können. Diskussionen mit Ehrenamtlichen und Kursteilnehmenden zeigen, dass die Möglichkeit zur unaufdringlichen Kontaktaufnahme und Kontaktpflege besonders geschätzt wird. In vielen Internetcafés werden Besucherinnen und Besucher sowie Ehrenamtliche über eine „Mailingliste“ auf interessante kulturelle Veranstaltungen hingewiesen und Interessierte über E-Mail zusammengeführt.

Das Interesse, über das Internetcafé die Technik kennenzulernen, tritt inzwischen hinter anwendungsbezogenen Motiven zunehmend in den Hintergrund. Technisches Lernen „für sich“ wird bei der Expansion und Veränderung der technischen Möglichkeiten zunehmend als „Sisyphos-Aufgabe“ erlebt.

Deutlich in den Vordergrund treten gezielte Anwendungsinteressen. Technisches Wissen wird bedarfsorientiert und – wie in den Seniorenpolitischen Leitlinien des Landes NRW beschrieben – „just in time“ gesucht.

Dies gelingt am ehesten in Gruppen, die ihr Wissen teilen oder in einem Umfeld, wo bei konkreten Anwendungsproblemen „rumgefragt werden kann“.  Senioren-Internetcafés bieten sich hier als niedrigschwellige Stützpunkte für die Nutzung von PC- und Internet in selbstorganisierten Gruppen oder einem unterstützendem Umfeld in besonderer Weise an. Ansätze für eine entsprechende Kultur gemeinschaftlicher Nutzung und selbstorganisierten Weiterlernens ohne Lehrplan und ohne festgelegte Lehrer-Schüler – Rollen sind in vielen Senioren-Internetcafés bereits zu finden oder, nach einer Zwischenphase anspruchsvollerer technischer Schulungsangebote, wieder zu finden (siehe dazu „Lernen ohne Druck: Alltag in Senioren-Internetcafés“, Forum Seniorenarbeit, Oktober 2003). 

Die wichtigste Voraussetzung für die Weiterentwicklung dieser besonderen Kultur des gemeinsamen Lernens und des bürgerschaftlichen Engagements ist die nachhaltige Vernetzung der Aktiven in der Senioren-Internetarbeit.

Dies gilt auf allen Ebenen – begonnen mit der „Vernetzung“ der Aktiven vor Ort: In vielen Senioren-Internet-Cafés gab es am Anfang eine Kerngruppe, die den Aufbau der Ausstattung und der Angebote aktiv begleitet hat. Wo es gelingt, eine lebendige Teamstruktur zu erhalten oder neue aufzubauen, bleibt die Aufbruchstimmung - und schlägt sich oft in der aktiven Entwicklung immer neuer Angebotsformen nieder. Ein lebendiges „Leitungsteam“ schafft zugleich einen „Integrationskern“ im Internetcafé, dem sich Besucherinnen und Besucher, die das möchten, anschließen können.

Die Herstellung solcher Teamstrukturen und die Einbindung in das weitere örtliche Umfeld ist in unserem SOL-Projekt in Workshops und virtuellen Arbeitsgruppen laufend begleitet und unterstützt worden (siehe dazu z.B. die Themen der virtuellen Gruppe „Club der Aktiven“, www.virtuelle-ideenschmiede.de).

Die Vernetzung vor Ort braucht ergänzend einen lebendigen überregionalen Austausch, der den Vergleich mit der Praxis in anderen Orten, den Transfer von Ideen, Konzepten, Erfahrungen, aber auch den Austausch von Materialien usw. ermöglicht. Erst auf dieser Grundlage macht letztlich auch die Entwicklung von neuen Modellen und Angebotsformen Sinn, wie sie in unserem Projekt mit Landesmitteln entwickelt werden konnten. Neue Arbeits- und Angebotsformen können durch die Unterschiedlichkeit der Rahmenbedingungen vor Ort in diesem Feld nicht „1:1“ übernommen werden, sondern bedürfen der sinnvollen Übertragung auf örtliche Verhältnisse, die einen aktiven Dialog und Erfahrungsaustausch voraussetzt.

In den letzten Projektjahren ist es gelungen, einen Stamm Ehrenamtlicher aus der Senioren-Internetarbeit zu gewinnen, die sich am regionalen und landesweiten Austausch und der Entwicklung neuer Angebotsformen aktiv beteiligen. Der Austausch untereinander basiert dabei allerdings noch vorwiegend auf den über das Projekt initiierten Workshops und den virtuellen Arbeitsgruppen. Eine langfristige Zusammenarbeit setzt eine Struktur voraus, in der Rollen und Verantwortlichkeiten breiter verteilt sind. Ein Problem dabei ist, dass die Aktiven, die sich für das landesweite Netzwerk engagieren, oft bereits vor Ort „Motoren“ der Internetarbeit und damit entsprechend „eingespannt“ sind.

Schwerpunkt im laufenden Projektjahr ist so, gezielt jene Akteure aus der Senioren-Internetarbeit zusammenzubringen, die sich über ihr lokales Engagement hinaus für den Ausbau landesweiter Zusammenarbeit engagieren wollen (oder sich dazu motivieren lassen). Entwickelt werden Strukturen für nachhaltigen Austausch und die Basis für selbstorganisierte überregionale Projekte in der Senioren-Internetarbeit. Die Selbstorganisation der Ehrenamtlichen auf allen Ebenen (vor Ort, regional, NRW-weit) unter aktiver Nutzung des Internets nach den in unserem Projekt entwickelten Modellen könnte dabei beispielgebend werden für selbstorganisierte Formen der Zusammenarbeit in anderen Feldern der Seniorenarbeit. So gewinnen immer mehr PC-Trainerinnen und PC-Trainer Erfahrungen mit virtuellen Arbeitsformen. Internetcafés könnten auf dieser Basis zu Treffpunkten weiterentwickelt werden, über die für alt und jung ein niedrigschwelliger Zugang zu internetgestützten Arbeitsgruppen möglich wird.

 

Kontakt

Christian Carls, Diakonisches Werk Rheinland, Tel. 0211-6398-284
Christiancarls@sol-dw.de
www.forum-seniorenarbeit.de

 

 

 

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